Mit fast 2200 Migranten auf 58 Booten am Wochenende und weiteren 521 Ankömmlingen auf 19 Booten gestern wurden die Kanaren die letzten Tage regelrecht überrannt. Pausenlos waren die Schiffe der Seenotrettung im Einsatz, die Mitarbeiter stießen an ihre Grenzen. Mit ein paar wenigen Ausnahmen wurden fast alle Boote vor Gran Canaria lokalisiert.
Mehr als 2000 Migranten aus den Maghreb-Staaten sowie aus Ländern südlich der Sahara drängen sich aktuell in dem mittlerweile als „Lager der Schande“ bezeichneten Zeltlager des Roten Kreuzes im Hafen von Arguineguín. Wegen dort vorherrschender Bedingungen sind Konflikte vorprogrammiert. Aber auch die Bewohner der Gemeinde haben Angst und fühlen sich von der Politik im Stich gelassen. Viele lassen ihre Kinder, sobald es dunkel wird, schon nicht mehr auf die Straße. Erst am Samstag fand dort wieder eine Demo statt.
„Während der gesamten Demonstration waren Sprechchöre wie „Nein zur illegalen Einwanderung“ oder „Wir sind keine Rassisten, wir sind realistisch“ zu hören.
Angesichts der bestehenden akuten humanitären Notsituation hat die Gemeinde Mogán das Verteidigungsministerium jetzt aufgefordert, sofort ein Notfalllager auf dem Militärgelände von La Isleta in Las Palmas anzuordnen. Dies wurde auch während der Migrantenkrise im 2006 so gemacht und bot damals Platz für 3.500 Menschen. Ziel sei es nun, die Menschen, die sich im Hafen von Arguineguín befinden, dorthin zu überführen und so zu verhindern, dass die Verletzung ihrer Rechte anhält.
Spanien-Kanaren nehmen Abschiebeflüge wieder auf
Angesicht des unaufhörlichen Ansturms ist es lediglich ein Tropfen auf den heißen Stein, das Spanien die Abschiebeflüge heute wieder aufnimmt. Möglich macht dies ein Abkommen aus dem Jahr 2003 mit Mauretanien. Dies ermöglicht den Kanaren jetzt die Rückführung aller von dort aus aufgebrochenen Migranten – unabhängig ihrer Nationalität. Der erste Flug startet heute von Madrid mit Zwischenstopp auf Gran Canaria nach Nouadhibou durch.
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